Das Tor sollte der Mitarbeiter machen. Miljan Draskovic, Regionaldirektor bei Motel One
By Grischa
Miljan Draskovic, 39, ist als Regionaldirektor bei Motel One bald für 3500 Zimmer in der Hauptstadt verantwortlich. Wie er das geschafft hat, wie sein Tagesablauf aussieht und wie er seine Rolle als Manager definiert, durfte ich beim gestrigen Treffen im Motel One Berlin- Hauptbahnhof erfahren.
Miljan, danke für deine Zeit.
Wie bist du zu Motel One gekommen?
Mein Wechsel von Accor zu Motel One war in 2010 und einige von denen, die mich damals beruflich begleitet haben, waren skeptisch. „Bist du dir sicher?“, „Ist das nicht vielleicht sogar ein Schritt zurück?“ Ich war Operations Manager im Novotel am Tiergarten, einem der repräsentativsten Novotels in Deutschland, war im Talent Pool des Unternehmens und hätte dort auch weitermachen können. Ich wollte aber etwas Neues kennen lernen.
Viele haben wahrscheinlich den Sprung damals nicht verstanden, weil ich aus einem 4- Sterne Vollhotel des Marktführers mit internationaler Anbindung kam und zu einer deutschen Budget- Kette gewechselt bin.
Ein großer Entwicklungsschub bei Motel One hat in 2009/ 2010 stattgefunden. Auf diesen Zug bin ich aufgesprungen. Angefangen als Direktor, durfte ich gleich eine Neueröffnung begleiten. Das war ein großer Vertrauensvorschuss. Ich bereue den Schritt nicht, weil Motel One zu mir passt.
Wer hat dich damals geholt?
Daniel Müller, der Sohn von Dieter Müller. Er war damals Director of Operations bei Motel One und ist heute Geschäftsführer.
Er kommt auch von Accor und wir haben immer Kontakt gehalten. Unser Hobby ist der Fußball und ab und zu haben wir gemeinsam gekickt.
Wenn er mich gefragt hat, warum ich nicht zu Motel One komme, habe ich immer geantwortet, dass ich Hoteldirektor und nicht Moteldirektor werden will. Damit haben wir uns gegenseitig aufgezogen. Mich hat aber letztlich das Konzept von Motel One überzeugt.
Was konkret?
Das der Mitarbeiter im Fokus steht und erkannt worden ist, dass der Mitarbeiter der Schlüssel zum Erfolg ist. Wertschätzung wird großgeschrieben und Weiterentwicklung nimmt einen hohen Stellenwert ein. Unser Motel One Campus in München, unser Schulungszentrum, trägt eine Menge dazu bei. Wir sind beliebtester Arbeitgeber, dass freut mich persönlich besonders, weil ich finde, dass die Auszeichnung für uns spricht.
Wie ist denn der Umgang bei euch. Warum räumt ihr all die Preise ab?
Jeder Mensch hat seine eigene Persönlichkeit. Insofern kannst du schwer verallgemeinern.
Aber nimm zum Beispiel Dieter Müller, der sehr eng an seinen Mitarbeitern dran ist. Er begrüßt uns mit Handschlag und sitzt nicht als CEO in der 18. Etage eines Wolkenkratzers. Das gleiche trifft auf Daniel Müller und die Geschäftsleitung zu. Sie sind ständig in den Hotels, fragen nach wie es geht und ob alles läuft. Die sind nah.
Dass hat Auswirkungen auf das Verhalten der Regionaldirektoren, Direktoren und der Führungskräfte. Wir sind angehalten, ein gutes Arbeitsklima zu schaffen.
Dazu kommt, dass wir einmal im Jahr eine Mitarbeiter- Zufriedenheits Umfrage machen, die auch ehrlich ausgewertet wird und der Maßnahmen folgen, die umgesetzt werden.
Hotellerie ist nicht einfach. In Schichten und am Wochenende arbeiten, du kennst das. Innerhalb dieses Rahmens wollen wir die Arbeitsbedingungen deshalb so angenehm wie möglich gestalten.
Das betrifft zum Beispiel das Thema Überstunden. Wenn in der Hotellerie Überstunden gemacht werden, fallen die hauptsächlich in der Veranstaltungs- / Bankettabteilung oder im a la carte Restaurant an. Diese Abteilungen haben wir bei Motel One nicht. Es kommt hinzu, dass unsere Mitarbeiter abteilungsübergreifend arbeiten. Wenn ein Gast länger an der Bar sitzen möchte, kann der Night Audit (Rezeptionsmitarbeiter der Nachtschicht) übernehmen. Und wenn doch einmal Überstunden anfallen, weil z.B. jemand krank geworden ist, dann sind wir transparent. Wir dokumentieren sie und feiern sie zeitnah ab.
Was sagen eure Gäste?
Das Feedback der Gäste hat bei uns generell einen hohen Stellenwert. Es werden alle Kommentare gelesen und auch ausgewertet. Das hilft uns dabei, uns weiter zu entwickeln.
Wenn 5x hintereinander eine Beschwerde über lange Wartezeiten beim Check- out kommt, solltest du über deine Dienstplangestaltung nachdenken. Wenn der Wunsch nach Schminkspiegeln oder einer anderen Seife im Bad vermehrt geäußert wird, kannst du darauf reagieren.
Wir möchten zuhören, die Gästebedürfnisse verstehen und dann auch darauf eingehen.
Was die Wahrnehmung von Motel One und Einschätzung unserer Leistungen angeht, empfinden uns unsere Gäste und Mitarbeiter nicht als Hotel mit eingeschränktem Service. Im Gegenteil. Es wird geschätzt, dass wir die Dienstleistungen, die wir anbieten, richtig gut machen und uns auf das Wesentliche konzentrieren.
Witzig ist, wenn meist Amerikaner nach ihrem Aufenthalt begeistert zu mir sagen, dass Motel One so gar nichts mit einem Motel zu tun hat. Die sind positiv überrascht.
Wie erreicht ihr internationales Publikum?
Internationales Geschäft kommt primär über die OTA's. Faktoren wie die Lage und gute Gästebewertungen spielen in der Hinsicht eine wichtige Rolle.
Da wir mittlerweile auch einige Hotels im Ausland (Österreich, Tschechien, GB, in den Niederlande, Belgien und der Schweiz) haben, ergeben sich auch Synergieeffekte und wir können uns innerhalb unseres Netzwerks (50 Hotels) gegenseitig weiterempfehlen.
Für wie viele Zimmer bist du verantwortlich und wie sieht dein Tagesablauf aus?
Ich bin aktuell für 2370 Zimmer, die sich auf 8 Hotels verteilen verantwortlich. 1200 Zimmer bauen wir gerade dazu, so dass ich zukünftig 10 Hotels (3570 Zimmer) mit ca. 350 Mitarbeiter in Berlin betreuen darf.
Was meinen Arbeitstag angeht, könnte ich dir keinen typischen Ablauf nennen. Ich schaue mir auf jeden Fall regelmäßig an, was am Vortag passiert ist, d.h. Umsatz und Gästekommentare. Und dann reagiere ich, je nachdem was anfällt.
Da gibt es Budgetphasen, Sales- Aktivitäten, Projekte, die bearbeitet werden müssen und vieles mehr. Ich achte aber darauf, dass ich mir bewusst Zeit lasse, um mit meinen Mitarbeitern zu sprechen.
In meiner Funktion als Regionaldirektor bin ich Bindeglied zwischen der Geschäftsleitung und den Hoteldirektoren und arbeite in beide Richtungen. Was das Reporting an die Geschäftsleitung angeht, hält sich das in Grenzen und ich finde es auch gut, dass wir in der Beziehung schlank sind. Was Zahlen betrifft, schaue ich auf längere Zeiträume. Wenn ich einmalige Abweichungen feststelle, hake ich das als Ausrutscher ab. Und sollte einmal etwas im Argen sein, ist uns das meist allen bewusst und wir versuchen gemeinsam Lösungen zu finden.
Was bringt dir Spaß?
Ich liebe den Kontakt mit Menschen.
Den Bezug zu meinem Team will ich auch als Regionaldirektor aufrechterhalten und das Motel One Berlin- Hauptbahnhof, dem ich neben meiner Regio Funktion auch als GM vorstehe, gibt mir die Gelegenheit dazu.
Eine Woche Budgetphase, die ich hauptsächlich im Büro verbringe, ermüdet mich mehr, als lange Schichten mit meinen Mitarbeitern an der Gastfront. Und das Gute ist ja, dass die Hotelbranche dir auch die Gelegenheit für Abwechslung gibt. Es wird nie langweilig.
Wenn die Gäste abends anreisen, stehe ich gern mit an der Bar oder Rezeption. Weil es einfach Spaß bringt und du so auch einen engen Bezug zu Gästen und Mitarbeitern aufrechterhalten kannst.
Was ich ebenfalls mag, ist eine Weiterentwicklung bei Mitarbeitern zu beobachten und die auch aktiv zu fördern. Meine ehemaligen Stellvertreter sind beide Hoteldirektoren bei Motel One geworden. Mich motiviert es einfach Mitarbeiter bei ihrer Karriere zu unterstützen und wenn jemand zu mir sagt, dass er bei mir viel gelernt hat, macht mich das stolz.
Und wie schaffst du das?
Zunächst einmal bin ich offen und emotional. Wenn mich etwas stört, dann sage ich das direkt. „Das war Mist!“ gehört genauso dazu wie „Gut gemacht!“.
Ich glaube Mitarbeiter schätzen an mir, dass ich ehrlich bin, ihnen vertraue und Freiheiten gebe. Ich gebe Ziele vor und biete Unterstützung an, aber das „Tor“ sollte der Mitarbeiter machen.
Ich vergleiche das gern mit Fußball und sehe mich als Trainer an der Seitenlinie, der versucht taktisch einzuwirken. Mitarbeiter können keine Kopie irgendeiner anderen Person werden. Sie sollen authentisch sein und zu sich stehen.
Miljan, Danke für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg.
Credits: Fotos mit freundlicher Genehmigung von Motel One
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