Ich hatte Chris neulich schon in der FB Gruppe hotel.neu.denken angekündigt. Hier nun, sehr persönlich, die Vorstellung seines Unternehmens und Schilderung seiner Emotionen bei der Gründung von betterspace.de.
Chris, danke für deine Antworten.
Was kann Betterspace?
Betterspace kann digital und bringt die Digitalisierung in Hotels. Das ist unsere Kernkompetenz, die wir täglich einsetzen und auch stetig ausbauen. Angefangen haben wir vor mehr als zwei Jahren mit der Entwicklung einer intelligenten Heizkörpersteuerung für Hotels. Heute sind wir mit unserem Produktportfolio zur Raumsteuerung für Hotels und zur digitalen Gästekommunikation schon viele Schritte weiter. Beide Bereiche sind unglaublich spannend und bieten in der Verbindung unglaublich viel Potenzial.
Wer seid ihr und wie seid ihr auf die Idee gekommen?
Wir sind ursprünglich vier Gründer aus den Bereichen Elektrotechnik, Informatik und BWL, teilweise mit Fraunhofer Hintergrund. Auf die Idee uns in den Hotelmarkt zu stürzen sind wir nicht direkt gekommen. Im Laufe unseres Gründungsprozesses haben wir gemerkt, dass es einfach noch keine ganzheitlichen, digitalen Lösungen wie eine intelligente Raumsteuerung speziell für Hotels gab – zu einem für Hotels finanzierbaren Preis. „Smart Home“ sieht man zwar überall, „Smart Hotels“ sind da bisher hinten runtergefallen. Und genau das wollten wir ändern.
Die Hotellerie war für uns alle Neuland, und deshalb erstmal ein schwieriger aber auch ein sehr spannender Markt. Viele von uns sind digital Natives, da mussten wir zur Technik nicht viel lernen. Die Hotellerie mussten wir allerdings erstmal verstehen. Mit der Zeit haben wir aber viele wichtige Kontakte geknüpft und uns wurden viele Türen geöffnet. Vor kurzem haben wir mit der Firma SD Concept fusioniert. Diese waren zuvor auf die digitale Gästekommunikation fokussiert. Neben den eigentlichen Produkten bringen sie viel Know-How aus der Branche mit in das neu formierte Team – das ist besonders in der Hotellerie sehr viel Wert.
Wen sprecht ihr mit Betterspace an?
Mit Betterspace sprechen wir erstmal alle Hotels an, ungeachtet ob Privat oder Kette, garni oder Stadthotel. Der massive Wettbewerb und die hohe Preissensivität der Branche sorgen dafür, dass so gut wie jeder Hotelier nach Möglichkeiten sucht, Betriebskosten zu sparen oder Umsätze zu steigern. Mit unserem Produktportfolio haben wir für nahezu jedes Hotel eine Lösung parat die entweder Kosten senkt oder Umsätze steigert. Ob das eine Raumsteuerung ist, um Energiekosten zu sparen oder digitale Gästemappen, um Gästen etwas Neues zu bieten und zu Zusatzkäufen anzuregen. Wir schauen dann mit jedem Hotelier individuell, was passen könnte und wie er oder sie am besten davon profitiert. Viele sind auch glücklich, dass sie bei uns alles aus einer Hand bekommen und uns immer ansprechen können, wenn es um Digitalisierung geht. Daher sehen wir uns auch weniger als Zulieferer der Hotellerie denn als Partner der Hotellerie für alle Themen rund um die Digitalisierung.
Welche Events habt ihr mitgemacht und was waren die Erfahrungen?
Bisher waren wir vor allem auf kleineren Messen, Veranstaltungen und Tagungen anwesend. Das sind immer wertvolle Möglichkeiten zum direkten Kundenkontakt und Networking.
Außerdem haben wir schon häufiger Pitches gehalten oder waren auf Messen wie der Intergastra, Inoga oder ITB vertreten.
Darüberhinaus haben wir schon an mehreren Gründungs- und Branchenwettbewerben teilgenommen und wurden mehrfach ausgezeichnet (u.a. KfW Gründerchampions Landessieger Hessen 2016, Handelsblatt Energy Awards 2016, Gastro Vision Förderpreis TOP 10 2017)
Was sind die Erfahrungen in den Hotels? Was wollen Hoteliers?
Unsere Erfahrung zeigt, dass Hoteliers vor allem eines wollen: Technik, die funktioniert – ohne großen Aufwand und ohne Scherereien. Niemand investiert gerne in neue Technik, die einem das Leben erleichtern soll und dann doch nicht funktioniert – zusätzlich Zeit, Geld und Nerven kostet. Ein Hotelier hat mal zu mir gesagt: „Mit der Digitalisierung geht alles schneller – man braucht nur mehr Geduld“. Viele Hotels sind deshalb auch skeptisch gegenüber neuen Entwicklungen und Technologien, da muss man oft erstmal eine Hemmschwelle überwinden. Auf der anderen Seite haben wir auch einige Hoteliers als Kunden, die unheimlich innovativ sind. Die sind von allem sofort begeistert und wollen alles am besten gestern installieren. Man sieht also, der Standpunkt zu neuer Technik in der Hotellerie ist sehr unterschiedlich. Wir tun unser Bestes, den Menschen zu zeigen, dass die Möglichkeiten der Digitalisierung ihnen das Leben sehr erleichtern kann.
Warum geht ihr eine Partnerschaft ein. Was versprecht ihr euch davon?
Mit unserer Fusion kombinieren wir zwei unterschiedliche Produktreihen, die optimal zueinander passen und gemeinsam noch viel besser funktionieren als allein. Jetzt können wir unseren Kunden sämtliche digitale Produkte aus einer Hand anbieten. Dadurch haben wir natürlich auch einen klaren Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz. Und wir merken jetzt schon: Die Kunden finden es klasse, dass sie bei uns nicht nur das eine oder das andere bekommen. Sondern dass sie uns auch zu WLAN-Infrastruktur, ihren Telefonanlagen usw. ansprechen können. Das erspart ihnen auch viel Zeit und Mühe. Ich denke auch, dass dahin die Zukunft geht: Systeme, die ganzheitlich funktionieren. Viele sind genervt von vereinzelten Systeme, die untereinander nicht kompatibel sind. Das bedeutet ja auch, für jedes einzelne eine eigene App oder Nutzeroberfläche zu haben und wenn mal etwas nicht funktioniert, entsprechend viele Ansprechpartner, die sich dann aber zum Beispiel mit den Schnittstellen nicht auskennen. Da hätte ich als Hotelier auch keine Lust drauf.
Warum begeistert dich die Höhle der Löwen?
Die Höhle der Löwen finde ich ein tolles Konzept, weil es die Gründer- und Start-Up-Szene Deutschlands in das Bewusstsein der breiten Masse in Deutschland bringt. Zwar habe ich in der Realität die Suche nach einem Investment etwas anders erlebt, trotzdem finde ich das Konzept cool und die Begeisterung mit der es Millionen in Deutschland Woche für Woche verfolgen. Und den dort präsentierenden Start-Ups gibt es, ungeachtet des Investments, immer eine super Möglichkeit, ihre Produkte einem breiten Publikum vorzuführen.
Beschreib mir einen Moment des Zweifelns
Diese Momente werden glücklicherweise immer weniger, aktuell so gut wie gar nicht. Als Gründer ist man, gerade ganz am Anfang, häufig sehr ambivalent zwischen dem Gefühl, dass das niemals etwas werden kann und dass man das beste Produkt aller Zeiten entwickelt. Manchmal kommt das sogar innerhalb weniger Stunden vor. Aktuell bin ich sehr zuversichtlich, dass wir es weit bringen werden. Manchmal kommen die Zweifel dann am Abend im Bett. Wenn der Körper ruht aber der Kopf unermüdlich weiterrattert. „Habe ich das richtig eingeschätzt? War das die richtige Entscheidung? Wird das so funktionieren?“ In der Regel ist am nächsten Morgen davon dann nichts mehr zu spüren und es geht weiter.
Beschreib mir einen Moment des Hypes bei euch in der Firma
Für uns war es ein unheimlich tolles Gefühl, als wir unser Produkt nach der Pilotphase offiziell auf den Markt gebracht haben. Das war nach der spannenden aber auch anstrengenden Zeit der Entwicklung eine echte Belohnung und wurde natürlich ausgiebig gefeiert: Es wurde mit dem Team ein Hausboot gemietet und dieser wichtige Meilenstein begossen.
Wenn man von Anfang an dabei ist und so viel Herzblut in eine Idee und eine Vision investiert, ist es ein unglaubliches Gefühl, wenn diese dann langsam Wirklichkeit wird.
Was heisst Smart Hotel?
Für mich ist ein Hotel dann smart, wenn es seinen Nutzern, also Hotelgästen, Hoteliers und dem Personal durch automatisierte Prozesse das Leben erleichtert und ihnen einen echten Mehrwert bietet. Nehmen wir als Beispiel die intelligente Heizkörpersteuerung, unser erstes Produkt: Die Zimmer werden anhand des Buchungsstatus automatisch temperiert. Das heißt, dass das Hotelpersonal Zeit spart, weil es sich nicht um das Regeln der Heizkörper kümmern muss. Der Hotelier spart Geld, weil die Zimmer nur dann beheizt werden, wenn jemand anwesend ist. Und der Gast profitiert davon, dass immer eine angenehme Zimmertemperatur herrscht.
Warum ist Rat und Förderung besser als finanzielle Hilfe?
Das gilt meiner Meinung nach nicht grundsätzlich. Denn: „Ohne Moos nichts los“. Es zeigt sich allerdings immer wieder: Kontakte und Netzwerke sind unglaublich wichtig wenn man ein Unternehmen gründet oder in einen neuen Markt einsteigt. Man kann noch so viel Geld in eine Firma oder ein Produkt pumpen – ohne die richtigen Kontakte und Türöffner kann das zum Fenster rausgeschmissenes Geld sein. Da braucht man einfach die richtigen Unterstützer in den richtigen Positionen, die sich in der Branche auskennen, einem Feedback zu den Produkten geben und Tipps zu möglichen Vorgehensweisen oder Partnern geben können. Das ist ein Grund, warum wir bei so vielen Branchenawards und Gründerwettbewerben wie möglich mitmachen. Dadurch werden wir bekannter in der Branche und kommen mit Schlüsselpersönlichkeiten in Kontakt.
Auf welche Situation triffst du in einem durchschnittlichen Hotel, wenn du betterspache erläuterst und verkaufen willst?
Oft machen wir die Erfahrung, dass Hoteliers sehr gestresst sind und man sie gefühlt immer zu ungelegen Zeiten erwischt. Da zeigt sich uns auch wieder, unter wie viel Druck Hoteliers stehen und wie wenig Zeit sie neben dem „täglichen Wahnsinn“ haben, sich mit dem Big Picture der Hotellerie oder neuen Technologien auseinanderzusetzen. Wenn wir die Leute aber in einem guten Moment erwischen und sie sich tatsächlich damit auseinandersetzen, was wir ihnen da anbieten, sind die meisten sehr interessiert. Letztlich sollen unsere Produkte ihnen ja auch die Arbeit erleichtern. Ganz witzig ist es, wenn man beim Kundentermin mit dem Hotelier in ein leerstehendes Hotelzimmer geht und die Heizung auf Hochtouren läuft. Dann weiß man, dass man eigentlich schon gewonnen hat.
Was ist das Ziel von Betterspace?
Wir wollen mit Betterspace Hoteliers auf ihrem Weg zum modernen, digitalen Hotel unterstützen und begleiten. Da gehört mehr dazu, als nur ein paar Produkte auf den Markt zu werfen. Wir sind auch in beratender und unterstützender Funktion für Hoteliers tätig sein und wollen ihnen dabei helfen, dass ihre Hotels auch in Zukunft profitabel sind.
Wie seid ihr als Team aufgestellt?
Wir sind ein ausgeglichenes, breit gefächertes Team. Durch unsere Nähe zur Universität Kassel hatten wir zum Beispiel das Glück, bereits früh sehr gute Entwickler und Techniker zu finden, die unsere Produkte von Anfang bis Ende entwickeln. Unser neu hinzugewonnenes Team von SD Concept bringt viel Erfahrung mit, das passt super. Es ist ein tolles Gefühl, dass sich das ganze Team voll mit reinhängt. Wenn da mal ein dringender Auftrag fertig gestellt werden muss, pocht keiner darauf, dass aber um 18:30 Uhr Feierabend sein muss – da wird auch mal bis in die Nacht gearbeitet, so lange es eben nötig ist. Da zeigt sich dann der echte Start-Up Spirit!
Chris, super! Danke für das Interview und viel Erfolg.
Credits: Bilder mit freundlicher Genehmigung von Betterspace