Eigentlich wollte ich mit Zeèv Rosenberg, Direktor vom Boutique Hotel i31 Berlin über das HTF2017 und den Einsatz von Technologie in Hotels reden. Das Gespräch entwickelte sich in eine ganz andere Richtung.
Zeèv, danke für deine Zeit.
Wie ging das los mit dem Hotel und eurem Faible für E-commerce und Direktvertrieb?
Wir haben uns früh mit dem Thema Direktvertrieb intensiv auseinandergesetzt. Dazu kam der Support von Agenturen, die wir ausprobiert haben, myhotelshop zum Beispiel. Wichtig war der Wille, der Mut ein paar Euro mehr auszugeben und an unser Produkt zu glauben. Wir haben Anteile gegenüber OTA’s zurückgewonnen und das direkte Geschäft gesteigert, sind unterm Strich profitabler geworden.
Welche neuen Technologien habt ihr ausprobiert?
Wir sind zwar experimentierfreudig, es wird aber nicht alles implementiert, was neu auf den Markt kommt. Ich schaue schon, was beispielsweise mit den Daten der Gäste passiert. Insofern bin ich skeptisch was Conichi angeht. Roomatic haben wir ausprobiert und in beiderseitigem Einvernehmen die Zusammenarbeit beendet, weil wir festgestellt haben, das Gäste persönlichen Concierge- Service dem digitalen vorziehen. Vor dir steht ein Mensch. Davon lebt ein Hotel. Bei Motel One mag das anders sein, oder bei Anderen, wenn die jetzt alles elektronisch machen.
Von wem lernst du, an welchen Personen orientierst du dich?
Von kreativen Kollegen wie zum Beispiel Christoph Hoffmann, Kai Hollmann ist viel zu lernen, gerade wie sie die Hotellerie sehen und leben. Was Micky Rosen macht, ist bemerkenswert. Stephan Gerhard, Michael Mücke und Otto Lindner leisten Beachtliches für die Branche. Meine Stärke ist, die Leute kennenzulernen. Neulich stand ich per Zufall neben Guido Zöllick, 4 Tage vor seiner Wahl zum DEHOGA-Präsidenten und ich habe ihn angesprochen. Daraus entstand ein schöner Kontakt. Ähnlich bei Markus Luthe, den ich sehr schätze. Ich bin jetzt 13 Jahre in Berlin und Beziehungen wachsen. Entweder man mag Netzwerken, oder nicht. Ein wirklich netter und kompetenter Kollege in Berlin ist zum Beispiel Steffen Squarra vom abbaHotel. Das ist ein Mensch, den mag ich gern, weil er ehrlich ist und einem nichts vorgaukelt.
Du fällst auf, weil du nicht der typische Anzugträger bist?
Ich fühle mich wohl in den Klamotten, die ich trage. Alexander Aisenbrey hat bei einem Kongress neulich gescherzt, dass GM’s oft mit Montblanc, Rolex und Hermes-Krawatte anzutreffen sind – für Viele wichtige Statussymbole… Als ich mich kürzlich beim Branchentag umgesehen habe, passte das ziemlich gut. Bei mir im Hotel passt das nicht.
Nächste Woche kommt Wolfgang Bosbach.
Ja, die Literatur- Talks, die wir machen, kommen gut an. Wir haben mit der Schauspielerin Proschat Madani angefangen, dann waren Volker Kutscher, Iris Berben, Sebastian Fitzek und Oliver Hilmes bei uns. Wolfang Bosbach, der demnächst bei mir ist, kenne ich schon 13 Jahre. Ein toller Typ, den ich mir auch als Freund vorstellen kann. Irgendwann saß ich mit ihm beim Frühstück und habe gefragt, ob er nicht Lust hätte an meinen Talks teilzunehmen. Er hat zugestimmt, was mich sehr gefreut hat. Sandra Maischberger ist auch öfters bei uns, da wir für den Verein Vincentino e.V. ein Minigolf- Turnier veranstalten, bei dem dieses Jahr 18.200 EUR Spenden zusammengekommen sind. Überleg mal, das ist mehr, als einige Golfturniere in der Stadt einspielen.
Wie bereitest du dich vor ?
Ich lese die Biografie und Interviews, gucke mir die Leute bei Youtube an, lese die aktuellen Bücher, probe meine Texte laut im Büro und hole mir den ein oder anderen Tipp bei einem befreundeten PR- Berater. Das dauert 2-3 Wochen, bis ich mich mit der Person vertraut gemacht habe. Gestern habe ich angefangen die Eröffnungsrede für die kommende Veranstaltung zu schreiben. Bei mir muss sowas sitzen und dazu gehören Fragekarten mit Logo hinten drauf wie im Fernsehen, und eine professionelle Tontechnik. Am 3. Advent geht es in die nächste Runde. 16:00 Uhr ist Einlass, der Eintritt kostet 10 EUR. Wir spenden das dem Förderverein für Frühgeborene an der Charité.
Bist du gerne präsent?
Ich gehe damit anders um, als ich es noch vor 10 Jahren getan hätte. Da hätte ich mich nicht vor die Kamera gestellt und Recruiting Filme gedreht, die im Übrigen gut geklickt werden und dazu führen, dass sich Kandidaten melden. Mir ist wichtig, dass das Hotel ein Gesicht hat. Das macht es persönlicher. Gianni Van Daalen und Willy Weiland u.a., haben das zu einer anderen Zeit und auf einer anderen Ebene ähnlich gemacht. Wer heute Direktor im Waldorf ist, könnte ich dir nicht sagen. Heute fehlen, meiner Meinung nach, Gesichter in den Hotels. Es wird elektronischer und dadurch öfters nicht persönlicher.
Gehst du Risiken ein?
Weniger als früher. Jetzt trage ich Verantwortung. Vor 16 Jahren wollte ich mich mit einer IT- Idee selbständig machen, was nicht geklappt hat. Vielleicht war das gut so und hat mich da hingebracht, wo ich heute stehe. Mein Weg war nicht immer gerade, aber ich habe ihn gebraucht. Es gibt Chefs, Egozentriker, mit denen ich nicht klar kam. Letztendlich sage ich oft, was ich denke und mancher Person passt das nicht. Damit kann ich aber leben.
Ich versuche zu reflektieren, mich in Frage zustellen und aus meinen Fehlern zu lernen, um so meinen Mitarbeitern ein möglichst guter Chef zu sein. Ich hoffe, das ich diese Aufgabe zufriedenstellend bewältige. Mein Führungs- Kredo lautet „helfen“, auch wenn das von Einigen ausgenutzt wird. Ich möchte Persönlichkeiten halten, weil ich an sie glaube und weil es schwer ist, neue Mitarbeiter zu bekommen. Das Nachwuchsproblem trifft uns Private am stärksten. Wenn junge Menschen Jobs in der Hotellerie suchen, dann primär bei den internationalen Hotelgruppen, dann den nationalen Ketten. Das Schlusslicht sind wir, wobei wir eines der top- bewerteten Hotels in Berlin sind. Danach schauen aber zu Wenige.
Aus meiner Sicht sollten wir Anstrengungen unternehmen und dort passende Mitarbeiter rekrutieren, wo sie sich aufhalten. In Spanien, Griechenland und Portugal zum Beispiel. Menschen, die schon einmal in einem Hotel-Umfeld gearbeitet haben. Die nur einen Sprachkurs benötigen, um direkt am Empfang einsetzbar zu sein.
Das Thema Personal muss einen ganz anderen Stellenwert bekommen. In der Politik, bei den Verbänden und z.B. auch auf dem Hotelkongress neulich, wo ich auf dem Podium saß. Wenn man dieses Unter-den-Nägeln-brennende Thema als vorletzten Punkt auf die Agenda setzt, ist das nicht förderlich.
Ein Beispiel: Eine Rekrutingmesse in Spanien könnte vom Verband organisiert und von den Hotels mitfinanziert werden. Sprachkurse vor Ort könnten an einem Tag in der Woche zentral stattfinden. Das wären konkrete Maßnahmen, die uns weiterbringen würden. Mehr Gehalt zahlen löst aus meiner Sicht das Problem nicht.
Als kleines Privathotel haben wir nur begrenzt finanzielle Mittel zur Verfügung und auch wenig Zeit, uns der Rekrutierung zu widmen. Es bedarf der Unterstützung wesentlich einflussreicherer und finanziell potenteren Institutionen. Wenn in Berlin in den kommenden Jahren tausende neue Zimmer gebaut werden aber keine Mitarbeiter verfügbar sind, können wir vor diesem drängenden Problem nicht die Augen verschließen.
Lieber Zeèv, danke für das Gespräch.
PS: Besucht Zeèv Rosenberg in seinem Blog, bei Facebook oder lasst euch von seinen Recruiting Videos auf Youtube inspirieren.
Credits: Bilder mit freundlicher Genehmigung vom Boutique Hotel i31 Berlin. Bildrechte des Fotos Maischberger / Rosenberg: Oliver Betke
Digitale Hotellösungen können sehr wohl in Hotels jeder Größe funktionieren. Voraussetzung hierfür ist allerdings die adäquate Kommunikation des digitalen Angebotes an alle Gäste.
Dies fand im i31 leider nicht statt..denn wie soll ein Gast etwas nutzen, wenn er nicht darüber informiert wird? In anderen Häusern hingegen wird unser Service gut angenommen und wir helfen Hotels täglich dabei, negative Gästebewertungen zuvor zukommen, indem wir Unzufriedenheiten noch vor Abreise des Gastes an das Personal eskalieren.
Guten Tag Herr van de Castel,
Bezugnehmend auf Ihren Kommentar muss ich Ihre Darstellung leider Korrigieren.
1. Wurden an Gäste beim Check In Visitenkarten Größe Information an die Gäste ausgegeben
2. wir haben den Gästen es persönlich mitgeteilt
3. es wurde bei den Reservierungsbestätigung mitgeteilt
4. wir haben es auf der Webseite attraktiv dargestellt
5. wir haben es auf facebook, twitter rund anderen sozialen Netzwerken mitgeteilt
6. eine Pressemitteilung wurde versendet
Des Weiteren haben wir Ihnen mitgeteilt, dass wir mit Costumer Alliance einen gute und zuverlässigen Partner für Bewertungen und Analysen haben und daher Ihr Tool nicht dazu benötigen. Gäste erhalten beim Check In in unser WLAN drei Fragen wie der erste Eindruck bei uns ist.
Glauben Sie uns, wie wir es auch mehrmals persönlich Ihnen mitgeteilt haben, hat der Versuch nicht geglückt, was auch nicht schlimm ist. Gern können wir in einem persönlichen Gespräch dies tun um ein Resümee zu ziehen, was leider nicht geschehen ist.
Viele Grüße
Zeèv Rosenberg
Herzlichen Dank für Ihre Rückmeldung Herr Rosenberg! Ich komme gerne bei der nächsten Gelegenheit auf einen Kaffee bei Ihnen vorbei und bringe ein paar Erfahrungen aus anderen Häusern vergleichbarer Größe mit.
Soviel schon einmal vorweg: der Knackpunkt ist die Einbindung in das Hotel-WLAN, welche bei Ihnen aufgrund der CA-Integration leider nicht möglich war.
Dessen ungeachtet sind wir Ihnen für die frühphasige Unterstützung und Ihre Anregungen sehr dankbar und würden uns freuen den fachlichen Austausch auch in Zukunft fortzusetzen.