Was sind die Erwartungen der jungen Generation an die Hotellerie? Viel wird drüber geschrieben, viel diskutiert.
Um mir ein reelles Bild zu machen, habe ich 3 Studenten der WIHOGA dazu und zu ihrem Werdegang bzw. ihren Zukunftsplänen gefragt.
Patrick macht den Anfang. Er hatte einen Arbeitsunfall als Koch. An der WIHOGA möchte er den Grundstein legen, für eine Karriere als Ausbilder in einem Betrieb oder Lehrer an einer Hotelfachschule.
Patrick, danke für deine Zeit.
Was ist deine Geschichte?
Ich bin gelernter Koch und hatte vor 3 Jahren einen Arbeitsunfall. Mein linke Hand wurde so in Mitleidenschaft gezogen, dass ich als Koch nicht mehr arbeiten darf.
Eigentlich stand für mich nie zur Debatte etwas neues zu lernen, weil ich Gastronom mit Leib und Seele bin. Meine Großmutter und meine Mutter hatten selber ein Restaurant.
Als das dann aber mit dem Unfall passierte, habe ich mir gemeinsam mit der BG (Berufsgenossenschaft) überlegt, dass ich auch als Ausbilder der Branche treu bleiben kann.
Ich habe vor 15 Jahren meine AEVO (Ausbilder- Eignungsprüfung) gemacht, war die letzten Jahre als Küchenchef tätig und so auch immer für die Ausbildung zuständig.
Darauf will ich aufbauen und mich mit der theoretischen Ausbildung an der Wihoga für weitere Schritte qualifizieren. Das kann eine Position als Ausbilder in einem Betrieb sein oder beispielsweise als Lehrer an einer Schule wie der Wihoga.
Wie gehst du konkret an deinen Plan heran?
Also direkt nach dem Unfall konnte ich zunächst gar nicht an Pläne denken. Das hat mich echt aus der Bahn geworfen. Irgendwann musste ich dann aber gucken, wie es weitergeht. Die BG hat mir geholfen und auch die ARGE hat mich an die Hand genommen. Dazu kam Recherche über das Internet.
Ergebnis des Prozesses war, dass ich hier zur Wihoga gekommen bin.
Es geht nicht so schnell von heute auf morgen einen neuen Berufsweg einzuschlagen. Der Prozess dauert an und es kommen täglich neue Einflüsse dazu, sei es durch Gespräche, durch Networking usw, die mir helfen meine Pläne für die Zukunft zu konkretisieren.
Wie reagieren die Leute auf deine Pläne, Lehrer zu werden?
Bei vielen Institutionen geht ohne Studium, ohne Master erstmal relativ wenig. Es gibt aber Schulformen, die nicht unbedingt all das voraussetzen. Du kannst meines Wissens zum Beispiel als Ausbilder für bestimmte Fächer an einer Berufsschule einsteigen.
Ich habe mir auch schon überlegt mit der IHK zu sprechen. Die haben auch Stellen für Ausbilder.
Mal sehen, ich bin da wie gesagt auf dem Weg.
Wenn du Ausbilder wärst. Wie würdest du das anpacken?
Ich würde versuchen auf regionaler Ebene an die Schulen heranzutreten und mit den vielen Vorurteilen aufzuräumen, die es rund um die Gastro gibt.
Es gibt gewisse Sachen die falsch laufen in der Branche. Das heißt aber nicht, dass man das nicht ändern kann.
2/3 der Vorurteile treffen leider in der Realität zu. Und da geht es nicht nur um Arbeitszeit und Gehalt.
Wenn ein Kochlehrling im 1.Lehrjahr nur Kartoffeln anbraten darf und den Rest die Facharbeiter erledigen, trägt das nicht zur Ausbildung bei.
Glaubst du, dass die teilweise schlechten Arbeitsbedingungen in der Hotellerie und Gastronomie auch damit zu tun haben, dass ein hoher finanzieller Druck gegenüber Eigentümern und Banken herrscht?
Ich glaube, dass in vielen oft mittelständischen Betrieben das betriebswirtschaftliche Know How fehlt, wie man einen Laden vernünftig positioniert.
Und dieser Druck des „Gästeverlustes“ wird leider oft auf die Mitarbeiter übertragen. Umsatzrückgänge werden an „Lohnkürzungen“ geknüpft und damit ein Prozess in Gang gesetzt, der auf die Motivation des gesamten Teams Auswirkungen hat.
Mit gleicher Arbeit, die von weniger Mitarbeitern erledigt werden muss, kommt man irgendwann in eine Negativspirale. Und die ist oft Bestandteil der Diskussion rund im die Branche und trägt zum Negativimage bei.
Und was ist die Lösung?
Kann ich nicht sagen. Ich weiß aber, dass Kosten sparen nicht unbedingt des Rätsels Lösung ist.
Ich habe einen Bekannten, der ein Hotel in der Eifel betreibt. Der sagt immer: „Die Küche kostet uns zu viel“.
Meine Antwort ist dann: „Wenn du die Küche zu machst, kannst du gleich den ganzen Laden schließen.“
Und da stehe ich auch zu. Sein Hotel hat 25 Zimmer, ist gut ausgelastet, hat einen gut laufenden Partyservice und ein oft gut besetztes Restaurant. Ohne Küche läuft da gar nichts mehr.
Vielleicht kann man an der ganzen Lage grundsätzlich mit Gesetzen etwas ändern. Ich glaube jedenfalls nicht, dass die Gäste bereit wären wesentlich mehr zu zahlen.
Es muss ein Umdenken stattfinden. Es müssen klar formulierte Forderungen von der Basis kommen. Auch die Gewerkschaft und die Dehoga sind hier gefragt.
Patrick, danke für deine Einschätzung und das Gespräch. Für deine Pläne wünsche ich dir maximale Erfolge.
Credits: Fotos und Video von Grischa Puls / hotelneudenken.com
Lese bald die Geschichte von Thai und Claudia. Patrick’s Mitstudenten an der WIHOGA. Hier im Blog.